Alexandra Münster hat ihre Promotion abgeschlossen (Thema: “Neurobiologische Untersuchungen zur Rolle des Orbitofrontalcortex bei der Handlungssteuerung“). Herzlichen Glückwunsch!

4. Juni 2025

Mensch und Tier wählen erlernte Handlungen je nach Situation flexibel aus, um Ziele erreichen, wie z.B. eine bestimmte Nahrung. Diese Fähigkeit ist für das Überleben in einer sich ständig ändernden Umwelt essentiell. Eine fundamentale Herausforderung der Neurowissenschaften besteht darin, die neurobiologischen Grundlagen der Handlungsauswahl zu verstehen. Die Handlungsauswahl hängt zum einen von einem Schaltkreis des Gehirns ab, der die gelernten Verknüpfungen zwischen Handlungen und ihren jeweiligen positiven oder negativen Konsequenzen speichert. Zum anderen hängt die Handlungsauswahl von einem weiteren Schaltkreis ab, der steuert, ob eine erlernte Handlung in einer gegebenen Situation tatsächlich ausgeführt wird oder nicht und mit welcher Intensität. Die Handlungsbereitschaft (Motivation), die durch diesen Schaltkreis gesteuert wird, hängt u.a. von Hunger und Durst ab. Die Arbeit von Alexandra Münster untersuchte an einem Nagermodell die Rolle des Orbitofrontalcortex, einem Teil der vorderen Hirnrinde, bei der Steuerung der Motivation. Ihre Arbeiten liefern folgende neuen Erkenntnisse: (1) Im Orbitofrontalcortex besteht im Hinblick auf die Handlungssteuerung eine funktionelle Mikroheterogenität. D.h., ein Teilgebiet des Orbitofrontalcortex steuert Motivation, ein anderes steuert kognitive Funktionen. (2) Der Neurotransmitter Dopamin unterstützt im Orbitofrontalcortex die Steuerung der Motivation. (3) Der Orbitofrontalcortex ist Teil des Schaltkreises der Motivation steuert und interagiert dabei vor allem mit einem Bereich des Mittelhirns, dem Ventralen Tegmentalen Areal. (4) Eine Aktivierung des Orbitofrontalcortex hemmt die Motivation und umgekehrt. Eine situationsabhängige Kontrolle der Handlungsbereitschaft durch den Orbitofrontalcortex könnte dazu beitragen, die oft begrenzten metabolischen Ressourcen eines Organismus zu schonen und so biologische Fitness und Überleben zu unterstützen. Insgesamt vertiefen die Erkenntnisse von Alexandra Münster unser Verständnis der neurobiologischen und neurochemischen Grundlagen der Motivation und sind darüber hinaus auch von klinischem Interesse. Denn bei zahlreichen psychiatrischen Erkrankungen, wie z.B. Depression, liegen Funktionsstörungen des Orbitofrontalcortex und motivationale Dysfunktionen vor.

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