Offene Abschlussarbeiten
Schematische Darstellung von Dictyostelium als Zell-Aggregat auf einem Material (z.B. Calcit-Kristall). Biotechnologisch maßgeschneiderte materialverändernde Additive (z.B. Perlucin, Ovocleidin oder n16N) werden in die extrazelluläre Matrix (ECM) eingelagert bzw. diffundieren an die Grenzfläche. Veränderungen der Hart-Weich-Grenzfläche und/oder sekundäre Mineralisation der ECM werden mit hochauflösenden Mikroskopie-Methoden (z.B. VP-SEM) detektiert. Mögliche Funktionsweisen der Additive, einzeln oder in Kombination, lassen sich so auf Materialebene schnell und einfach identifizieren.
Literatur: Eder et al. 2016
Ansprechpartner: Dr. Ingrid Weiss
Das Material Perlmutt bekommt seine Bruchfestigkeit unter anderem durch die präzise Einlagerung von Chitin-Nanoschichten in das ansonsten brüchige bzw. spröde, nano- und mikro-partikuläre Mineral Aragonit. Der regulative Mechanismus der enzymatischen Chitinsynthese ist bislang nur rudimentär verstanden. Ein komplexes transmembranes Enzym mit Chitinsynthase- und Myosin-Motor-Aktivität spielt eine zentrale Rolle. Eine Kommunikation zwischen gebildetem Material und mechanisch-struktureller Signalwahrnehmung durch die Zellen bzw. das Epithelgewebe könnte somit unmittelbar durch die Material-Synthese-Maschinerie erfolgen. Wir zerlegen den komplexen Prozess in verschiedene Teilschritte, und konnten bereits eine erstaunlich präzise, pH-abhängige Musterbildung auf vorstrukturierten Festkörpern wie z.B. Glimmer durch die rekombinant hergestellte extrazelluläre ArCS1 Domäne ”E22“ der Myosin-Chitinsynthase von Atrina rigida nachweisen.
Literatur: Weiss et al. 2013
Ansprechpartner: Dr. Ingrid Weiss
Die Bedeutung von Enzymen in biologischen Prozessen und Regulationsnetzwerken wird oftmals gerade dann sichtbar, wenn die Enzyme nicht voll funktionsfähig sind. Experimentell läßt sich das in lebenden Systemen und nativen Organismen, die nicht gentechnisch verändert wurden, besonders effizient durch spezifische Hemmstoffe, sogenannte ”small molecule inhibitors“ erforschen. So ergab beispielsweise die Enzymhemmung der Chitinsynthase in den frühen Stadien der Bildung larvaler Muschelschalen mit dem Wirkstoff Nikkomycin Z ein komplexes Phänomen der Schädigung auf unterschiedlichen Längenskalen, angefangen vom Mineralisationsprozess bis hin zur Koordination der Gesamt-Anatomie des Mineralkomposits. Die Palette an verfügbaren Wirkstoffen aus der Naturstoffchemie, oder z.T. auch synthetisch herstellbar, ist sehr umfänglich und bietet vielfältige Ansatzpunkte, die Modifikation von Strukturmaterialien biogenen Ursprungs gezielt biotechnologisch zu erschließen.
Literatur: Schönitzer & Weiss 2007
Ansprechpartner: Dr. Ingrid Weiss
Biologische Zellen können nicht nur biochemische Signale wahrnehmen und darauf reagieren, sondern auch auf mechanische Eigenschaften ihrer Umgebung, wie auch auf die Elastizität der extrazellulären matrix (ECM). Das besondere daran ist, dass unterschiedliche Zellen von Natur aus verschiedene Optimierungsmechanismen ausgebildet haben. Wenn zum Beispiel Herzmuskelzellen zu einem Gewebe in einer selbstähnlichen Umgebung wachsen (Elastizität ~12kPA) dann optimieren sich während der Entwicklung die Funktion und Morphology des Herzgewebes. Ähnliche Optimierungsprozesse kann man auch in anderen Muskelzellen beobachten, wie zum Beispiel in C2C12 Zellen.
Die Erforschung der Wahrnehmung und der Regulationsdynamiken von externen mechanischen Eigenschaften an Zellen in vitro basiert auf ECM Modellen, d.h. Hydrogelen. Wobei nicht nur die Elastizität des Hydrogels Einfluss auf die Zeltentwicklung hat, sonder auch dessen Oberflächen-Eigenschaften.
In unserer Arbeitsgruppe sind wir an dynamischen Regulierungsmechanismen von Muskelzellen, deren Wechselwirkung untereinander, und Kontrollstrategien interessiert. Dabei verwenden wir typische Methoden der Zell-Biologie und auch komplexe, numerische Analysemethoden.
Literatur: Hörning et al. Biophys. J. 2012, Hörning et al. Scientific Reports 2017
Ansprechpartner: Dr. Marcel Hörning
In einer von uns kürzlich veröffentlichten Arbeit ["Three-dimensional cell geometry controls excitbable membrane signaling in Dictyostelium cells"] zeigten wir, dass Verteilungen von PIP3 Lipiden auf Dictyostelium Zellen verschiedenste Dynamiken aufweisen können. Dabei wurden die gesamte drei-dimensionale Membrane von den Zellen über die Zeit lokalisiert und quantifiziert. Diese Dynamiken sind zum Beispiel Spiralwellen, stehende Wellen oder auch lokale Oszillationen, ganz ähnlich wie man es in anderen Erregbaren Medien beobachten kann. Trotz der bereits gefundenen faszinierenden Ergebnissen bleiben viele Fragen noch zu beantworten, wie zum Beispiel ist es noch nicht klar wie die Signale auf der Membranen sich zueinander verhalten.
Diese Studie baut auf Bild- und Signalanalyse, sowie Statistik auf.
Literatur: Hörning and Shibata, BioRxiv, 278853, 2018
Ansprechpartner: Dr. Marcel Hörning
Die Bildung supramolekularer Materialien durch Wirt-Gast-Interaktionen ist eine leistungsfähige Methode zur Herstellung nicht-konventioneller Materialien, mit denen biologische Prozesse untersucht werden können. Beim Mischen von Poly(acrylsäure) (pAA) mit Cyclodextrinen (β-CD) als Wirtspolymer und Adamantan (Ad) als Gastpolymer bildet sich schnell ein transparentes supramolekulares Hydrogel. Die selbst formenden pAA-basierten Hydrogele können ihre Form und Materialeigenschaften reversibel verändern, z.B. führt das Hinzufügen oder Entfernen von konkurrierenden β-CDs zu einer entsprechenden Abnahme oder Erhöhung des Youngs-Moduls.
Aufgaben:- Synthese von βCD-AAm und Ad-AAm
- Herstellung und Charakterisierung der Hydrogele
- Untersuchung möglicher Derivate
Diese Master-Arbeit wird in enger Zusammenarbeit von Prof. Dr. Sabine Laschat (Institut für Organische Chemie) betreut.
Literatur: Hörning et al. Biophys. J. 2012, Hörning et al. Scientific Reports 2017
Ansprechpartner: Dr. Marcel Hörning
Spezialvorlesungen
Ansprechpartner: Dr. Marcel Hörning
Vorlesungszeitraum: Wintersemester (jährlich) (ab 2022!)
Umfang: 5 SWS (Vorlesung + Blockübung)
Kurzbeschreibung der Vorlesung:
- Grundlagen des Herzens als Modellsystem
Aufbau, Funktion und Elektrophysiologie des Herzens
Konzept der Erregbarkeit und Wellenausbreitung - Forschung und Medizin
Krankheitsbilder und Therapeutische Methoden (AED, ICD, etc.)
Experimentelle und Numerische Methoden (in-vitro, in-vivo, ex-vivo, in-silico) - Grundlagen der Modellieren von Herzdynamiken
Mathematische Prinzipien der Herz-Dynamik-Modellierung
Einführung in die Modellierung (Matlab) - Implementieren einer Spiralwelle im 2D-Herzgewebe
Benutzung von Matlab als Programmiersprache
Link zur Vorlesung: @CAMPUS
Ansprechpartner: Dr. Ingrid Weiss
Vorlesungszeitraum: Sommersemester (jährlich)
Umfang: 12 SWS (Vorlesung + Blockübung)
Kurzbeschreibung der Vorlesung:
Einführung in die Analyse von Molekularen Motoren bzw. Molekularen Maschinen im Kontext der Biosynthese und Strukturbildung von Materialien. Exemplarisch werden unterschiedliche Regulationsmechanismen von Enzymsystemen im Kontext von Membrangrenzflächen und der extrazellulären Matrix diskutiert. Verschiedene Herangehensweisen für die grundlagenorientierte Analyse sowie die biotechnologische Anwendung von Modellorganismen für die Synthese von Kompositmaterialien werden vorgestellt. An ausgewählten Beispielen werden die besprochenen Aspekte im Rahmen von begleitenden Laborübungen vertieft. Chancen und Limitierungen der verschiedenen Systeme sowie Besonderheiten der analytischen Verfahren für biogene Kompositmaterialien werden aufgezeigt.
Link zur Vorlesung: @CAMPUS
Ansprechpartner: Dr. Marcel Hörning
Vorlesungszeitraum: Wintersemester (jährlich)
Umfang: 4 SWS (Vorlesung + Tutorium)
Kurzbeschreibung der Vorlesung:
Numerische Auswertung eines biologischen Datensatzes mittels numerischer Methoden; Selbstständige Projektbearbeitung Problem-basiertes und selbständiges ausarbeiten eines Projektes mittels Implementierung einer automatisierten numerischer Analyse von z.B. Bilddaten und Zeitreihen, oder einer Simulation. Die Projekte können von einer Liste gewählt werden, welche aus den verschiedensten Bereichen der Biologie und der Technischen Biologie stammen. Der Fokus liegt auf der Implementierung einer Auswerteroutine in Matlab oder einer anderen selbstgewählten Programmiersprache. Das implementierte Programm wird am Ende des Semesters in Form einer Präsentation vorgestellt und mit den Kommilitonen diskutiert. Die Projekte werden betreut, und können allein oder in Zweierteams bearbeitet werden.
Link zur Vorlesung: @CAMPUS

Ingrid Weiss
Prof. Dr.Abteilungsleiterin