Münster A, Huster J, Sommer S, Traxler C, Votteler A, Hauber W (2024) Enhanced Risky Choice in Male Rats Elicited by the Acute Pharmacological Stressor Yohimbine Involves Prefrontal Dopamine D1 Receptor Activation.

6. März 2024 / Wolfgang Hauber

Akuter Stress erhöht die Risikobereitschaft durch Stimulation von Dopamin-Rezeptoren im Präfrontalcortex


Akuter Stress, z.B. in alltäglichen Gefahren- oder Prüfungssituationen, bewirkt vielfältige physiologische Anpassungsreaktionen in Körper und Gehirn, die darauf ausgerichtet sind, solche Herausforderungen besser zu bewältigen. Manche dieser Anpassungsreaktionen erweisen sich mitunter als nachteilig. So wählen Menschen und Tiere unter akutem Stress in Entscheidungssituationen oft riskante, unvorteilhafte Optionen. Welche Schaltkreise und Neurotransmitter des Gehirns an einer veränderten Entscheidungsfindung unter akutem Stress beteiligt sind, ist noch wenig verstanden, auch weil entsprechende Untersuchungen am Menschen kaum möglich sind. In unserer Arbeit untersuchten wir an Nagetieren, welche Signalmoleküle des körpereigenen „Stresssystems“ riskante Entscheidungen fördern. Die Tiere hatten dabei in einer Testaufgabe wiederholt die Wahl zwischen zwei Handlungsoptionen: die Wahl von Option 1 ergab stets eine sichere, aber geringe Futterbelohnung, die Wahl von Option 2 führte zu einer hohen Futterbelohnung, allerdings nahm das Risiko einer Nichtbelohnung stetig zu. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass eine pharmakologische Erhöhung der Blutkonzentration des Stressmediators Noradrenalin riskante Entscheidungen förderte. Eine Erhöhung der Blutkonzentration des Stressmediators Corticosteron hatte demgegenüber nur geringe Wirkungen. In weiterführenden Untersuchungen analysierten wir Mechanismen im Gehirn, die der verstärkten Risikobereitschaft unter erhöhten Noradrenalin-Spiegeln zugrunde liegen. Dabei stellte sich heraus, dass erhöhte Noradrenalin-Spiegel eine massive Stimulation von Dopamin D1 -Rezeptoren im Präfrontalcortex bewirken, die eine wesentliche Ursache der beobachteten, verstärkten Risikobereitschaft darstellt. Der Präfrontalcortex ist eine Hirnregion, welche komplexe kognitive Leistungen, wie z.B. die Entscheidungsfindung, unterstützt. Unsere Ergebnisse verbessern das kausale Verständnis der neuralen und neurochemischen Grundlagen der Entscheidungsfindung. Unseren Daten zufolge spielen Dopamin D1-Rezeptoren im Präfrontalcortex eine Schüsselrolle bei der Steuerung der Risikobereitschaft bei Entscheidungen unter akutem Stress.

Die Untersuchung wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt.

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